Autor: Beat Jäggi

IGA Hangfliegen Herrendürren, 30. September 2018

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Am Sonntag, 30. September war nichts mit lang ausschlafen. Wecker um 06.15, aufstehen, schnell-schnell das obligatorische Sonntags-Honigbrot, Modelle packen und um 07.30 losfahren in Richtung Zürich – Gossau – Urnäsch – Herrendürren.

Fast pünktlich um 09.30 Uhr traf ich im Bergrestaurant Blattendürren ein. Dort hatten sich bereits eine blonde Dame und rundes Dutzend mehr oder weniger grauhaariger Herren versammelt. Die meisten waren alte Bekannte oder Wiederholungstäter, es waren aber auch zwei für mich neue Gesichter dabei, die das Treiben der IG Albatros einmal aus der Nähe betrachten wollten.

Nach Saft, Kaffee und Nussgipfeln in der Beiz wurden dann die Modelle und Piloten auf den Berg verfrachtet, wo wir eine schöne grosse Start- und Landewiese, aber vorläufig noch keine besonders überzeugenden Wind- und Thermikverhältnisse antrafen. Also genügend Zeit, um die Piloten und Modelle etwas unter die Lupe zu nehmen.

Die Piloten deckten einen Zeitraum ca. zwischen den 1930er und den 1970er Jahren ab, also erfüllten sie durchaus die Anforderungen an ein Antikfliegen.

Der «antikste» Vertreter unter den Modellen war ein sehr schöner «Esso»-Nachbau nach dem Original aus der 1940ern. Die 1950er waren durch ein mir unbekanntes Modell vertreten. Mit seinem dicken Rumpf und den Flügeln mit geringer Streckung erinnerte er mich etwas an einen Lastensegler. Aber das war er damals ja auch, genügend tragfähig und mit viel Platz z.B. für eine Microton Empfangsanlage (passend zum Bellaphon-Röhrensender) oder vielleicht etwas später auch für Variophon/Varioton-Komponenten. Eleganz hin oder her, das Modell flog ausgesprochen gut und zeigte erstaunliche Leistungen!

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Als Vertreter der 1960er waren ein Amigo 1 und ein Dandy auf dem Platz und die 1970er waren durch einen Airfish, einen ganzen Mosquitoschwarm, einen Brillant und den Bird of Time gut vertreten.

Erwähnenswert sind natürlich die Amigo-Variationen, die allein eine Zeitspanne von einem guten halben Jahrhundert verkörperten, vom Amigo 1 bis zu einem aktuellen Hybriden, der seine Amigo-Gene klar erkennen liess.

Dazu kam noch ein Minimoa-Nachbau als Vertreter der Scale-Fraktion sowie ein modernes Modell, in dem grössere Mengen von Material verbaut waren, das in IGA-Kreisen gelegentlich als «bääh» bezeichnet wird. Vielleicht aus diesem Grund blieb es den ganzen Tag verschämt in seinem Schlafsack.

Es ist vermutlich bekannt, dass ich kein allzu herzliches Verhältnis zu den mit allerlei seltenen Erden, exotischen Magneten und Lithium-Polymeren beladenen Antikseglern pflege. Aber ich muss zugeben, vor dem Mittag waren die elektrifizierten Modelle «richtig». Die reinen Segler hatten im leichten, hin- und herdrehenden Wind und noch nicht richtig nutzbarer Thermik keine wirkliche Chance.

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Also verzogen wir uns um 12 Uhr wieder in Richtung Restaurant zu Saft, Älplermagronen mit oder ohne Siedwurst oder zu Rehpfeffer. Das war gut, entschieden besser als die Thermik!

Nach dem Mittag hatten sich die Verhältnisse doch deutlich verbessert. Unser Hang wurde jetzt von der Sonne bestrahlt und die Thermik ermöglichte auch den Seglern (den richtigen meine ich…) schöne Flüge. Aber die Aufwinde blieben unstet, eng und zerrissen und machten die Fliegerei anspruchsvoll. Später im Nachmittag wurden die Thermikschläuche immer weniger, die Flüge der nicht-motorisierten Segler kürzer und dafür die Spaziergänge der Piloten länger. Immerhin zeigten die Piloten einiges Aussenlandetalent, so dass keine grösseren Schäden verzeichnet wurden. Sogar eine kleine Rempelei zwischen dem Airfish und einer Tanne blieb ohne schlimme Folgen. Ein guter Schluck Sekundenkleber wird’s richten.

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Gegen 4 Uhr packten wir dann die Modelle so langsam zusammen und zügelten noch einmal in die Gartenwirtschaft zu Saft, Kaffee und – für alle, die es verdient hatten – Eiskaffee, bevor wir uns wieder in alle Himmelsrichtungen (o.k., hauptsächlich gegen Westen) auf den Heimweg machten.

Mein Fazit: Ein prächtiger Tag, mit schönen Flügen trotz etwas schwierigen Bedingungen, vielen schlauen und weniger schlauen Diskussionen und noch einmal T-Shirt-Wetter auf dem Berg. Schön wars, danke dem Organisator!

Jetzt noch meine zwei Wünsche für einen zukünftigen ähnlichen Anlass:

Dem Organisator Peter möchte ich eine grössere Beteiligung gönnen. Kommt doch auch einmal. Die Teilnahmebedingung «Antikmodell» wird bei diesen Hangflugtreffen nicht so eng gefasst, dafür gibt es andere Veranstaltungen. Es gibt zwar keine Thermikgarantie, aber fast sicher einen gemütlichen Tag! Graue Haare bei den Piloten sind o.k., aber nicht Bedingung.

Für mich persönlich: Ich würde den Brillant ganz gern einmal mit ausgefahrenen Bremsklappen «oben» am Hang landen. Absaufen und Modell holen ist zwar sportlich, aber trotzdem…!

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