Autor: Peter Renggli

MG Bern - Bericht vom Antik-Flugtag 2015 und eine kurze Jahresübersicht

Liebe Freunde des Antik - Modellfluges,

Leute, die Freude an echten alten Motoren und Flugmodellen haben, kamen auch dieses Jahr wieder auf ihre Rechnung. Am 6. Juni rief unser Christian Tanner zum 21. Mal die Motorensammler aus nah und fern nach Oberwangen. Und sie strömten in Scharen herbei.

Was da alles an Antrieben für Autos und Flugzeuge aus längst vergangenen Zeiten zusammen getragen wurde. Der einstige Stand der Technik. Das Beste, was zu haben war.

Sorgfältig aufbewahrt, um nicht vom Mantel des Vergessens ganz zugedeckt zu werden.

Nicht nur konnte der Besucher nach Ersatzteilen stöbern. Auch nicht selten wurde mit leuchtenden Augen ein Motörchen weggetragen. Sei es zur Ergänzung der eigenen Sammlung, oder mit der Absicht, es eines Tages wieder zu neuem Leben zu erwecken.

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Einige der namhaftesten Motorenbauer präsentierten ihre besten Stücke.
Wahre Meisterwerke, die jedem Museum gut anstehen würden.

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Daniel Gurtner Gnôme et Rhone Monosoupape

Auf den Tischen Hunderte von kleinen Motoren, an der Decke zum Träumen einige der fliegenden Legenden.

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Die Tschechische NE-LA 541 B 1942 von Heinz Goepfert
Die Antares 1942 mit Originalmotor von Stan Stembera
Der Cumulus 1937 von Peter Renggli

Das sollte die Besucher animieren, unseren Antik-Flugtag am 12. September zu besuchen und zu beobachten, wie graziös sich diese Schönheiten mit Luft unter den Schwingen bewegen können.
Der September nahte, alles wurde fleissig hergerichtet für das grosse Fliegerfest. Wir durften die IG – Albatros zu ihrem 30. Jährigen Geburtstag als Gäste begrüssen. Eine Bereicherung unseres Flugzeugparks diese alten Segler, die sie mitbrachten. Und das Wetter war auf unserer Seite. Idealere Flugbedingungen kann man sich nicht wünschen. Bald waren die Fotos für das Erinnerungsblatt geschossen und ein emsiges Treiben auf allen Startstellen prägte nun den sonnigen Herbsttag.

An den Gummiseilen und der Winde pfeilten die Segler pausenlos hinauf in die beste Thermik.

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Wir freuen uns über jeden Jungen, dessen Augen zu leuchten beginnen.

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G-41 von Andy Maurer

Auf der Hauptpiste hatte eine umsichtige Flugleitung alle Hände voll zu tun. Ein Oldtimer nach dem anderen brummte los auf die luftige Reise.

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Armand Dufaux IV 1910 von Willi Böhlen
Meisterhaft geflogen, fast wie damals 1910 über dem langen Genfer See.

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NE-LA 541B 1942 von Heinz Goepfert

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HS 100 1943 von Hans Greising

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Riedstern 1941 von Thomas Ghisler
Frisch restauriert aus einem Flohmarktfund, ein Glanzstück am blauen Himmel.

Wohin man schaute, überall war etwas los auf unserem grossen Festplatz. Fast zu viel auf einmal. Einmal tief Luft holen und entspannen. Aber Halt, da war doch noch etwas: Der rote Kapitän zwei zu eins. Eine gedankliche Zeitreise in eine längst vergangene Epoche. Mein erster, richtiger Flugtag mit allem Drum und Dran 1962 auf der Berner Allmend.Das war neu für die damalige, noch begeisterungsfähige MG-Bern. Bewilligung einholen vom Ober-Kriegs - Kommissariat . (Die Bourbaki Armee könnte ja just an diesem Tag über Bern herfallen, das Abwehr Dispositiv umfasste auch die Allmend) Stadtpolizei / Sanitätspolizei (Was, ein Flugmeeting ? Da kann ja tatsächlich etwas passieren). Die Infrastruktur war abenteuerlich: 12 Volt Lastwagen-Akku von der Oerlikon Garage Jordi heranschleppen. Den Verstärker samt Lautsprecherkiste vom Chef des Gurten-Gartenstadt Leistes abholen. (Von der letzten 1. August Rede noch leicht handwarm). Den Spannungswandler, der aus 12 Volt 220 Volt Wechselstrom fabriziert, vom Rene Gardi ausborgen. Das war der Reiseschriftsteller, der uns das wilde Afrika in seinen Büchern so lebendig beschrieb und den Kasten auf seinen Expeditionen jeweils mitschleppte. Statt in der Serengeti brummte das sperrige Ding nun auf unserem Flugtag.
Dann der Plattenspieler im Kofferraum. Harry Belafontes Calypso „Day O„ schallte über die ganze Allmend. Der absolute Hit damals, ich habe die Scheibe noch. Und das zahlreich aufmarschierte Publikum war begeistert über das, was die MG- Bern schon damals zu bieten hatte.

Und dann kam Emil Blaser

Jeder kannte Emil, weil er mit seinem Velotöffli samt Flugzeuganhänger hier öfters anzutreffen war. Er hatte den beliebten Kapitän 2 fach vergrössert und beherrschte das Steuern schon meisterhaft. In riesigen Kreisen umrundete sein Flugapparat die Allmend und landete jeweils butterweich. Emil war in seinem Element und wuchs über sich selbst hinaus.
Auch wenn wir anderen es noch nicht so gut konnten, waren wir doch glücklich, unsere Flugkünste der Oeffentlichkeit zu zeigen. Selbst der abgebrühte Reporter des Berner Tagblattes zeigte sich beeindruckt und schrieb eine wohlwollende Kolumne. Von Emil hörte man fortan nicht mehr viel. Die Zeit verstrich.

Genug geträumt, zurück in die Gegenwart, wir sind doch hier am Antikflugtag 2015. Zwei Wochen vor unserem grossen Tag küsste mich die Glücksfee. Ich stand vor einem riesigen roten Doppeldecker, dem die endgültige Entsorgung drohte. Mein Atem stockte. Das ist doch Emil`s Kapitän von damals.Man müsste doch Mittel und Wege finden, dass dieses wertvolle Stück aus der langen Geschichte der MG – Bern nicht verloren geht, dachte ich mir. Aber wer will und kann dieses Relikt restaurieren und hat vor Allem genug Abstellplatz ?

Sorgen über Sorgen. Und so stand der rote Vogel an unserem Antikflugtag neben den anderen Modellen und wartete auf einen, der sich seiner erbarmte.
Auf einer Tafel stand:
Zu verschenken unter 2 Bedingungen:

1. Das Modell soll weiterfliegen
2. N
ach Möglichkeit am Antiktreffen der MG – Bern teilnehmen

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Und man glaubt es kaum, ein guter Geist aus Näfels meldete sich und versicherte mir, dass er die Geschichte begriffen habe und sein Möglichstes tun werde. Da sind wir aber gespannt und freuen uns, wenn gute Kunde eintrifft.

So langsam senkte sich die Sonne und die Zeit des Abschiednehmens nahte. Die vielen zufriedenen Gesichter zeigten, dass uns wieder einmal ein wunderschöner Tag geschenkt wurde. Es bleibt mir allen Beteiligten für ihren tollen Einsatz zu danken. Ein grosser Blumenstrauss geht an unsere treuen Helferinnen und Helfer in der Küche. Ohne sie wäre alles nur halb so schön gewesen.

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Wir freuen uns aufs nächste Jahr und die faszinierenden Modelle, die in der Zwischenzeit Gestalt annehmen werden.
Peter Renggli MG- Bern
Fotos:Urs Brand/Urs Rindisbacher/Herbert Röthlisberger